Bonn – Gute Nachrichten für viele Bonner: Überraschend sprachen sich Rat und Verwaltung für einen Erhalt aller Stadtteilbibliotheken aus. „Wir haben uns die Kritik der Bürger zu Herzen genommen“, teilt die Jamaika-Koalition in einer Pressemeldung. Bislang standen die Zeichen für die Außenfilialen, darunter Beuel, Bad Godesberg, Dottendorf und Auerberg, schlecht: In wenigen Monaten soll das „Haus der Bildung“ mit seiner Zentralbibliothek am Bottlerplatz seine Türen öffnet.
Doch in einer Sondersitzung des Hauptausschuss habe man sich noch einmal zusammengerauft, heißt es in der Meldung. So habe man einen Kompromiss gefunden, der auf zusätzliches Personal verzichtet. „Alle Bibliotheken bleiben erhalten“, frohlockt auch ein Stadtsprecher gegenüber Rheinlandpost.
Ähnlich wie bei den Bonner Bädern müssen allerdings die Öffnungszeiten drastisch reduziert werden. „Ansonsten kommen wir mit dem reduzierten Personal nicht hin“ bedauert der Sprecher. Doch der Kompromiss sei tragfähig: So soll die Bibliothek im Brückenforum ab sofort am Montag von acht bis 12 geöffnet sein. Nachmittags öffnet die Bücherstube in Auerberg für zwei Stunden, von 14 bis 16 Uhr, ihre Türen. Wer in Godesberg Bücher abholen und zurückgeben will, kann dies Mittwochs von 16 bis 18 Uhr erledigen. Freitags ist die Jugendbibliothek in Dottendorf für eine Stunde, von 12 bis 13 Uhr geöffnet. „Dafür brauchen wir nur eine Stelle, die wir notgedrungen vom Haus der Bildung abziehen können.“ Man glaubt, damit den Ansprüchen der Bonnern genüge leisten zu können. Jeden zweiten Monat werden die Öffnungszeiten zudem rotieren. „Wir brauchen viel weniger Personal!“
Grund für die Probleme: Das Haus der Bildung reicht den Bonnern offenbar nicht. „Offenbar kommt die Idee, mit dem barrierefreien Haus der Bildung, dass einen schicken Lesehof, lange Öffnungs- und Nutzungszeiten und ein ansprechendes Ambiente bildet, die maroden alten Stadtteilbibliotheken überflüssig zu machen, nicht ganz so an, wie wir es vor acht Jahren geglaubt haben“, erklärt ein Stadtrat bedröppelt.
Sind kürzere Öffnungszeiten jetzt die Rettung? Mit einer ähnlichen Idee gelang es der Verwaltung und Politik bereits, Schließungen in der Bonner Bäderlandschaft zu verhindern und alle Freibäder zu erhalten, ganz zur Zufriedenheit aller Bonner.
Zugleich erwartet die Verwaltung auch höhere Mehreinnahmen für den klammen Stadtsäckel, erfuhr Rheinlandpost: Da weiterhin alle Wochentage als Öffnungstage gelten sollen, könnten verspätet zurückgebrachte Bücher zu unerwarteten Einnahmensteigerungen bei den Säumnisgebühren führen.
Sollte das Konzept sich nicht nur bei Bädern und Bibliotheken bewähren, überlegt die Stadt auch, es bei den öffentlichen Museen, Theatern, Kitas und Schulen anzuwenden.
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