Bonn – Bonn hat ein nennenswertes Nachtleben! Das zeigt eine Studie des Sozialwissenschaftlers Ullrich Riedenkamp von der Universität Köln. „Bislang galt es ja als erwiesen, dass die Bundesstadt ohne nennenswertes Nachtleben auskommt, woraus sich ja auch der Name der Stadt ableitet“, so Riedenkamp. „Zudem heißt es: ‚Bonn sei nur halb so groß wie der Chicagoer Zentralfriedhof, aber doppelt so tot‘, hatte ja auch schon ein Schriftsteller behauptet“, berichtet der 32-Jährige, der mit seinem achtköpfigen Team jahrelang eine Studie durchführte.
„Doch das stimmt nicht!“, erzählt er stolz, während er einen Schluck aus seinem Flachmann nimmt.
Um Herauszufinden, ob es Nachtleben gibt, habe man sich eine Wohnung in der Altstadt genommen. „Das ist zum Beispiel einer der Hotspots für nennenswertes Nachtleben. Dort entdeckten wir an verschiedenen kleinzelligen Lokationen sogenannte Bierstuben, auch Pubs oder Kneipen genannt.“
Jede dieser Bierstuben habe das Team über Monate hinweg beobachtet. „Es war schon anstrengend, vier Jahre lang dauerhaft in Kneipen und Clubs unterwegs zu sein.“ Denn um nicht aufzufallen, passte sich das Team den Gepflogenheiten des nächtlichen Lebens an. „Das geht ganz schön auf die Nieren! Hicks“, berichtet er von der Arbeit.
Rund 500 000 Euro kostete das Projekt, es wurde zu gleichen Teilen vom Bund, dem Land NRW und dem Touristikverband Bonn / Rhein-Sieg getragen. „Das meiste ging natürlich für die Unterbringung im Altstadt-Loft und die passende Verpflegung drauf. Wir mussten natürlich Getränke vor Ort kaufen, um die aufblühende Wirtschaft des Nachlebens nicht zu zerstören, und haben auch Exkursionen und Feldforschung in anderen Stadtteilen durchgeführt“, erklärt Riedenkamp.
Mit Erfolg: Denn die Ergebnisse sind so erstaunlich, dass gar die Reiseführer umgeschrieben werden müssen!
Das Team fand heraus: Im Sommer findet Nachtleben vor allem am Rhein und in den Grünanlagen, etwa in der Rheinaue, statt, im Winter zieht es die Bewohner vor allem in die Kneipen, meist in der Altstadt, Südstadt und in Beuel. Gut besucht seien auch die vielen Clubs. „Davon haben einige echt heiße Schuppen in der Innenstadt aufgemacht, etwa der „Untergrund“. Auch zum Trinkverhalten gibt es wissenswertes zu lesen: „Meist konsumierten wir, ääh, wird dort übrigens Bier, manchmal auch Härteres konsumiert“, stellt der Forscher fest. Die Studienergebnisse lassen sich hier käuflich erwerben.
Jetzt plant Riedekamp, das Nachtleben auch von ganz NRW zu kartographieren und zu analysieren. „Wer weiß etwa, ob in Köln wirklich so viel los ist, wie man gemeinhin behauptet? Das wurde noch nie wissenschaftlich untersucht.“ Einen Finanzierungsantrag bei verschiedenen Institutionen auf 3,6 Millionen Euro hat der Nachtleben-Experte bereits gestellt.
Auch die Stadt ist erfreut über das Ergebnis. Jetzt überlegt man sogar, den Stadtnamen in Bmnn zu ändern.