Bonn – Noch immer kann es Nicole (32) aus Köln nicht fassen! „So laut war es doch gar nicht“, berichtet die Krankenschwester mit den Moccaaugen, die extra für das Konzert ihren Dienst im Kölner St. Vinzent getauscht hat. Noch immer kann sie es nicht glauben: Sie ist eine von 25 000 Fans, die vergeblich auf dem Feld das Rheinauenkonzert von Herbert Grönemeyer verfolgen wollten. Doch bereits nach einem Song war Schluss. „Ich will mehr“, schluchzt sie, „Verflucht – es tut mir weh.“
Ursache ist eine Messung des Bonner Ordnungsamts, die um Viertel vor sieben stattfand. Trotz Ausnahmegenehmigung war die Musik zu laut. „Über 60 Sekunden lang 110 db“, bedauert der städtische Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Und damit 1db zu laut, das ist das Maß aller Dinge. Ich will’s ja auch nicht, aber da kann nichts mehr machen. Es ist einfach viel zu viel.“ Laut NRW-Verordnung bleibt dann nur: Saft abdrehen. „Außerdem hat sich ein Nachbar beschwert…“
Doch wie kam es dazu? „Jetzt oder nie“, dachte sich Gitarrist Jörg Pfeiffer, der kurzzeitig für den erkrankten Jakob Hansonis eingesprungen war, und drehte voll auf. Zu laut für die Bonner Lärmpatrouille. „Kopf hoch, tanzen!“ rief Grönemeyer zum Abschied den Fans zu.
Gegenüber Rheinlandpost erklärte er. „Das war doch mein Konzert, die Stimmung fantastisch! Und dann das. Erst dachte ich, ‚Mensch, Was soll das…‘, habe leider auch die Technik angeschrien, ‚Hallo, was macht’n ihr‘. Aber Bonn ist eben Neuland für uns. Da kann es eben passieren, dass man im Eifer des Gefechts ’n Bombenlied anstimmt, und das auch noch so gut.“ so der Superstar.
Er fügt hinzu: „In Bochum, meiner Heimat, wäre das nicht passiert, da würde man nicht einfach so seine Muskeln spielen lassen als Stadt. Das ist schon fragwürdig. Jetzt ist es so, wie es ist.“ erklärt der Meister frustriert mit einem Blick zurück. „Mensch – ich hau ab, brauche jetzt etwas Warmes. Ich glaube, ich ess erst mal eine Currywurst, hier in dem Lokal um die Ecke“. Mit Blick auf die abreisenden Fans fügt er hinzu: „Ich hoffe, es kommt nicht zum großen Chaos.“
Doch die meisten Fans blieben auf der plötzlichen Heimfahrt ruhig, sangen „Zieh deinen Weg“ und „Mehr geht leider nicht“ und „Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht“. Zwar blieb eine Bahn der Linie 66 auf der Gleis-Spur zwischen Ollenhauerstraße Hauptbahnhof liegen, musste abgeschleppt werden.
Landespolitiker vor Ort zeigten sich empört. „Es ist Zeit, dass sich was dreht, erklärte Landtagsabgeordnete Marie Männer. Der Veranstalter war nicht zu erreichen: Die Leitung war dauernd und jetzt gerade besetzt.