Köln / Bonn – Ein Paukenschlag zu später Stunde! Gestern, Freitag, kurz nach Mitternacht ließ Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch in nichtöffentlicher Sitzung des Rats die Bombe platzen. Man sei im Gespräch mit der Kölner Stadtverwaltung, teilte der Bonner OB mit, und habe den Kölnern ein Grundstück für ein gemeinsames Archiv am Bonner Rheinufer angeboten.
Seit dem Einsturz vor rund sechs Jahren suchen die Kölner verzweifelt nach einem neuen Standort für die historische Herzkammer der Stadt. Noch immer kommt man bei den Planungen für einen Neubau an alter Stelle nicht voran – und das, obwohl die Stadt bislang 124 Millionen Euro für Planungen und Sicherungsarbeiten in den Sand gesetzt aufgebracht hat.
„Das WCCB zeigt, dass wir auch aus schwierigen Projekten noch das Beste herausholen können“, berichtet Nimptsch von seinen Worten zu Oberbürgermeister Jürgen Roters. Ein neues, gemeinsames Stadtarchiv würde beiden Städten viel Geld sparen. Als Grundstück käme eine natürlich nur eine prominente Stelle am Rhein in Frage. „Wir könnten ganz in der Nähe der Beethovenhalle eine städtische Fläche dafür befreien“, erklärt Jürgen Nimptsch. Das Grundstück sei vor kurzem überraschend in den Bonner Büchern aufgetaucht. „Wir konnten den eigentlichen Verwendungszweck aber nicht mehr genau klären, es ist ja eigentlich auch egal.“ Ein daraufstehender maroder Altbau müsste noch abgerissen werden.
„Im Vergleich zu den bisher für die Kölner angefallenen Millionenbeträgen sind die Kosten dafür aber nur Peanuts“, bestätigt Roters gegenüber der Rheinischen Tagespost. Man hoffe so, dem Kölner Baustellenmanagement etwas Luft zu verschaffen.
Wie der kostengünstige Zweckbau am Rhein gestaltet werden soll, ist noch nicht ganz klar. „Möglicherweise wird auch noch ein kleiner Konzertsaal für bis zu 1500 Menschen und ein paar Veranstaltungsräume integriert“, so ein Insider, der erste Entwürfe einsehen konnte. „So könnte man Geschichte und Kultur perfekt verbinden.“
Je nachdem, wer Bauherr wird, lägen die Kostenschätzungen zwischen 35 und 250 Millionen Euro. „Wie üblich können sie aber um 30 Prozent rauf oder runter variieren“, so der Bonner Stadtdirektor Fuchs. Teurer werde es nur in seltenen Fällen. Zudem wird überlegt, einen Shuttle-Service mit der KD zu realisieren. Aber auch eine Verlängerung der Linie 18 und die Einrichtung des Bahn-Haltepunkts Köln-Stadtarchiv steht im Raum, geprüft wird auch, ob diese unterirdisch unter der maroden Beethovenhalle entlang gelegt werden kann, um die Gleise der Linie 66/62 am Suttnerplatz zu entlasten.
Jetzt wird in der Kölner und Bonner Politik darüber heiß diskutiert, der Rat soll in der Juli-Sitzung darüber entscheiden. Die Rheinische Tagespost bleibt dran.