Bonn – Der Syrer Ibrahim al-Mohammed (33) kann sein Glück kaum fassen: Endlich darf er wieder in eine Turnhalle ziehen. „Wir sind vor acht Wochen in die Ermekeilkaserne gekommen, nachdem meine Familie und ich monatelang in verschiedenen Hallen und Notunterkünften im ganzen Land untergebracht gewesen sind“, berichtet er.
Jetzt, wo sein Asylantrag bewilligt ist, dachte er schon gar nicht mehr an die tolle Zeit. „Wir hatten es uns zwar gerade eingerichtet, aber diese eigenen, kleinen Räume, die man sich zu viert teilt, sind natürlich nichts gegen das Gruppenzugehörigkeitsfeeling in einer Turnhalle, wo nur schmale Pappwände für etwas Privatsphäre sorgen. Es ist schön, dass wir zum fünften Mal die Unterkunft wechseln dürfen und wieder mit Hunderten in einer Halle untergebracht werden.“
Der Grund für den Auszug: Weil das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Bonn in der Flüchtlingsunterkunft Ermekeilkaserne eine Außenstelle einrichten will, müssen 340 Flüchtlinge in Bonn eine neue Bleibe finden und werden wahrscheinlich in Turnhallen untergebracht.
Ibrahim kann die Entscheidung des Amts nachvollziehen. „Ich habe gehört, dass in Bonn der Raum für Büroflächen sehr knapp bemessen ist. In den letzten Jahren gab es da viel zu wenig geeignete Neubauten“, so der Syrer, der in Damaskus als Stadtplaner arbeitete. „Da muss man einfach als Behörde jede sich bietende Möglichkeit nutzen. Und so eine alte Kaserne, die einst dafür gebaut wurde, damit viele Menschen dort über lange Zeit unterkommen und dank Mensa auch versorgen zu können, ist natürlich besser für Büros geeignet als irgendwelche Gewerbeneubauten für Büros an der B9.“
Der Sprecher des Bundesamts verteidigt die Entscheidung: „Wo kann man sich denn besser um Flüchtlinge kümmern als in einer ehemaligen Flüchtlingsunterkunft?“ fragt er. „Wenn man hier arbeitet, hier Anträge bearbeitet, versteht man die Not der Menschen, die jetzt in Turnhallen untergebracht werden und dann regelmäßig zu uns kommen müssen, doch am Besten.“
„Natürlich haben wir ein Herz für Bonner und die Flüchtlinge“, führt er weiter aus. Denn: Damit Bonn die 340 Flüchtlinge auch ordentlich in Turnhallen unterbringen kann, habe man darauf verzichtet, in den nächsten vier Wochen weitere Geflüchtete an die Bundesstadt zu verteilen. „Schließlich müssen diese Menschen erst einmal menschenwürdig untergebracht werden. Aber danach sollte sich die Lage auf dem angebotsreichen Wohnungs- und Turnhallenmarkt in Bonn sicher wieder etwas entspannt haben“, so der Sprecher.