Bonn – Wo vor wenigen Tagen noch ein hübsches Blütendach die Straßen säumte, ist jetzt nichts mehr davon zu sehen: Unbekannte klauten offenbar über gestern Nacht die gesamte Kirschblütenpracht in der Altstadt. In der Bundesstadt ist das Entsetzen groß.
Vereinzelt liegen sie noch am Wegesrand, ein paar vergessene Blüten hängen noch an den Bäumen. Doch der Schaden durch den Blütenraubzug ist imens: Von der einzigen Pracht ist nichts mehr übrig…
Weinend steht Yuka Kajamoto in der Heerstraße. Sie ist extra aus Japan angereist, um die außergewöhnlichen Bonner Kirschblüten zu sehen. Jetzt weiß sie nicht mehr weiter. „Ich verstehe nicht, wie man so etwas tun kann. Das war kein guter Mensch“, erklärt sie auf Englisch.
Auch touristisch könnte der Verlust der Kirschblütenpracht ein Fiasko werden. „Wir hatten in den letzten Monaten einen ordentlichen Schub an Touristen. Es ist damit zu rechnen, dass der in Zukunft ausbleiben wird“, teilt Ann-Kathrin Rosenfeld von BonnTourismus mit.Viele der Gäste seien bereits abgereist oder hätten ihre Kirschblütenübernachtungen storniert, weiß sie.
Auch für die Geschäfte vor Ort fürchtet sie schlimmes. „Es ist mit einem deutlichen Umsatzrückgang bei den Gaststätten, Kneipen und Geschäften zu rechnen.“ Erste Händler seien bereits abgezogen: So hat Crêpeverkäufer Akim Rezah bereits aufgegeben. „Seit heute ist hier nichts mehr los. So kann ich nicht mehr überleben“, so der Händler, der hier bereits seit dem ersten Kirschblütenfest seine Teigfladen verkaufte.
Die Polizei hat jetzt die Ermittlungen aufgenommen. Noch gibt es keine Hinweise, wer dahinter steckt. Vermutungen, es könnten sich um Jugendliche aus Tannenbusch handeln, würden zwar geprüft. „Wahrscheinlicher aber scheint eine länderübergreifend agierende Gruppe mit Beziehungen in den asiatischen Raum zu sein“, so eine Quelle aus dem Bundeskriminalamt. Denn: Im asiatischen Raum gilt die Bonner Kirschblüte, korrekt zubereitet als potenzsteigernd.
Andere Quellen behaupten, ein über den Trubel wütender Nachbar hätte heute Nacht genug gehabt – und hätte die Blüten eingesammelt.
Wie die dreisten Diebe dabei vorgingen, bleibt allerdings vorerst ein Rätsel. „Es müssen unglaublich viele Helfer mit Pflück-Erfahrung gewesen sein, die die Bäume regelrecht abgeerntet haben“, so der Beamte.