Bonn – Tajko (16) kann es noch immer nicht fassen: 25 Euro soll sie an die Stadt überweisen – weil ihr Maibaum auch nach Anfang Juni vor ihrer Türe steht! „Gestern Abend standen einfach zwei Männer vom Ordnungsamt vor der Tür“, berichtet der Schüler des Friedrich-Ebert-Gymnasiums. „Sie fragten mich, ob ich der Tajko sei, die am 1. Mai einen Baum vor die Tür gestellt bekommen hat. Ich habe mir nichts gedacht, einfach ‚ja‘ gesagt.“
Dann passierte es: Sofort zückte der Politeur den Knöllchenblock, drückte ihr die Zahlungsaufforderung in die Hand. „Ich könne auch sofort bezahlten“, erinnert sich der junge Mann. „Und das alles nur wegen eines Maibaums! Dabei bin ich doch gar nicht mehr mit Chiara zusammen! Voll die Verarsche, ey!“ Zwar wisse er, dass Frauen bzw. deren Väter so einen Baum auslösen müssen. „Aber dass das für uns gilt, wusste ich doch nicht!“, sagt er mit drei Ausrufezeichen.
Kein Einzelfall: Nach Informationen der Rheinischen Tagespost wurden rund tausend Knöllchen verteilt. Die Stadt erklärt auf Anfrage, man setze nur die strengen Regelungen des Brauchtums durch. „Maibäume müssen bis zum 1. Juni ausgelöst und entfernt worden sein. Ansonsten wird ein Verwarngeld von 25 Euro oder ein Kasten Kölsch an die Mitarbeiter von bonnorange oder vom Ordnungsamt fällig.“
Täte man dies nicht, würden die hässlichen, verdorrten Bäume noch über Monate das Stadtbild verschandeln.
Die Verbraucherzentrale rät dazu, die Knöllchen stillschweigend zu bezahlen oder die Bäume rasch zu entfernen. Denn ansonsten würden die Namen der nicht zahlungswilligen Jungen, deren Werberinnen nicht mehr auffindbar ist, am Pranger angeschlagen. Mariam Gron von der Zentrale empfiehlt für die Zukunft: „Auch wenn abzusehen ist, dass es mit dem Liebesglück nichts wird, sollte man mit dem Schlussmachen dennoch zumindest warten, bis die Verursacherin den Baum wieder abgebaut hat.“