Bonn – Noch immer zittert die Stimme von Rolf Gernhart (44) vor Wut, wenn er sich an den Vorfall von vergangenem Freitag erinnert. „Eigentlich rege ich mich ja nicht auf“, erklärt er. „Aber das geht einfach nicht!“
Das ist passiert: Als Gernhart zu seinem parkenden Auto auf dem Münsterplatz zurückkam, entdeckte er ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer. „Es ist eine Frechheit!“ ruft er. „Seit Wochen parke ich auf dem Münsterplatz, und plötzlich hängt da eine übereifrige Politesse, die ihren Soll noch nicht erfüllt hat, einen Strafzettel dran!“
Besonders übel stößt ihm dabei auf, dass es auf dem gesamten Platz keinen einzigen Parkautomaten gibt. „Das schreit doch nach Abzocke. Die wollen doch, dass man zu faul ist, bis zum Parkplatz am Bahnhof zu laufen.
Knöllchenabzocke auf dem Münsterplatz? Für ihn ist dies nur ein weiteres Beispiel für alles, was in Bonn schief laufe. Dabei sei doch der Parkplatz schon längst kein Geheimtipp mehr. „Seit dort Bauarbeiten stattfinden, hat sich die Lage sehr vereinfacht. Inzwischen bilden sich viel schneller Reihen aus parkenden Autos als noch vor einigen Monaten. Damals kam ich mir schon seltsam vor, wenn ich der einzige war, der dort parkte.“
Dass bald sogar parkende Autos abgeschleppt werden sollen, hält er für den größten Humbug. „Die meisten Abschleppwagen haben doch gar keine grüne Plakette für die Innenstadt. Was da an Feinstaub produziert wird, ist doch unerträglich für das Stadtklima und die armen Bewohner.“
Der 44-Jährige, der täglich aus dem Villenviertel mit seinem Panamera in die Innenstadt zur Arbeit pendelt, sieht das Problem an ganz anderer Stelle. „Es ist generell verdammt schwierig, zum Münsterplatzparkplatz zu gelangen. Immer wieder springen irgendwelche renitenten Fußgänger vor die Motorhaube oder lassen einen nicht durch. Darum sollte man sich lieber kümmern“, sagt er im Hinblick auf das Ordnungsamt.
Für ihn ist die Sache noch nicht erledigt. Er hat bereits einen Anwalt eingeschaltet, um gegen das Knöllchen vorzugehen, und einen Brief an den neuen Oberbürgermeister, seinen Landtagsabgeordneten und den Bundespräsidenten geschrieben.
Jetzt wartet er auf Antwort.