
Bonn – Ist Wohnen in Kessenich bald nicht mehr möglich? Das fürchten Anwohner nahe des neu entstehenden Wohnviertels an der Reuterbrücke. Durch Hitzestau könnte sich die Luft um mehrere Grad erhitzen. „Sollte das Viertel gebaut werden, könnten Fallwinde vom Venusberg nicht mehr abfließen. Dadurch würde sich die heiße Luft stauen und kontinuierlich aufheizen, bis die Luft zu brennen beginnt“, erklärt Horst Rokenberg, Leiter der Bürgerinitiative „Kein Hitzetod für Kessenich“.
Das Phänomen, das es so nur in Kessenich gäbe und dass man im Labor nicht reproduzieren könne, sei bei Experten auf aller Welt als Venusberger Hitzewalze bekannt. Man habe es bei den Planungen aber nicht genügend gewürdigt worden, so Rokenberg
Zudem fürchten sie starken Verkehrslärm durch die neuen Anwohner. „Wenn 230 Familien da einziehen, dann ist die Idylle dahin!“ erklärt eine Anwohnerin Roberta (56). Bislang könne man sogar das Rauschen des Rheins und das Schreien der Möwen hören, wenn nicht gerade alle sieben Minuten ein Zug auf den nur 100 Metern entfernten Gleisen vorbeifährt und die hunderttausend Autos, die täglich über die Reuterbrücke brettern, an der Ampel halten müssen.
Doch jetzt scheint es zwischen Investor und Stadtentwicklern einen Kompromiss geben. Wie die Rheinische Tagespost erfuhr, sollen riesige Gebläse an der Reuterbrücke angebracht werden. Die 70 Meter hohen Rotoren laufen rund um die Uhr und sorgen für Kühlung. Zudem würden durch eine neue Lautsprecheranlagen beruhigende Naturtöne vom Venusberg genommen und immer dann abgespielt, wenn ein neuer Anwohner im Auto das Viertel verlässt. Ob dafür eine Anhebung der Grundsteuer nötig ist, um den „Kessenicher Brandpfennig“, wird noch diskutiert.
Für Intitiativchef Rokenberg ist das aber keine Lösung für das generelle Problem. „Das ist doch Humbug. Was passiert, wenn die Gebläse ausfallen? Und selbst wenn: Vielleicht stirbt Kessenich dann nicht mehr durch Hitze oder leidet unter dem Lärm von Anwohnern. Aber wir hätten einfach keinen schönen Blick mehr auf den Rhein und das Siebengebirge.“