Große Freude im Stadthaus: Das Bonner Loch soll Weltkulturerbe werden. Die deutsche Kommission hob in ihrer Begründung hervor, dass das Denkmal nicht nur für die architektonische Wirklichkeit der späten 60er und 70er Jahre stehe, sondern auch wie kein zweites Bauwerk in Deutschland ein Symbol für das Miteinander aller sozialer Schichten, gleich welcher Herkunft sei. „Egal ob aus Köln, Canberra oder Küdinghoven: Das Loch bewundern alle, die seit über 40 Jahren in Bonn ankommen.“
Zudem sei das Bonner Loch wie kein zweites Bauwerk ein Symbol für das jahrzehntelange Fortbestehen sogenannter Provisorien. „Es zeigt, welche Liebe die Bevölkerung zu vermeintlichen Übergangslösungen, seien sie noch so hässlich und unnütz, entwickeln kann. Diese Liebe geht soweit, dass finale Lösungen reihenweise verworfen werden, weil sie nicht an die schlichte Funktionalität und ambivalente Ästhetik des Provisoriums heran reichen.“
Auch die Begrüßungskultur der zwei Dutzend Bewohner, die sich jahrzehntelang dort aufhielten, wurde lobend erwähnt. „Zwischen ‚Haste mal ne Mark‘ bis hin zum schnellen Schuss konnte man das eigentümliche Verhalten der Habitanten und ihre Interaktionen mit der restlichen Stadtbevölkerung perfekt studieren.“
Gleichzeitig kritisierte die UNESCO den Eingriff der Stadtführung in den natürlichen Lebensraum: In den letzten Jahren wurden die Bewohner aus dem Bonner Loch entfernt, der sogenannte „Klanggrund“, wie er im Beamtendeutsch heißt, für einen Umbau freigegeben. „Damit verliert Bonn sein Wahrzeichen.“
Eine von der Rheinischen Tagespost in Auftrag gegebene Umfrage unter deutschen Touristikunternehmen zeigt, dass das Bonner Loch als Besuchsziel in Bonn knapp hinter dem Beethovenhaus, aber noch vor der maroden Beethovenhalle kommt.
Weitere Kandidaten aus ähnlichen Gründen für Kulturerbe sind das marode Dach des Hauptbahnhofs und der nahegelegene Zentrale Omnibusbahnhof.
Na endlich bekommt das prachtvolle Bonner Loch mal die verdiente Würdigung! Diese UNESCO-Auszeichnung war längst überfällig.
Und die guten Neuigkeiten für Bonn hören einfach nicht auf: Angeblich will 4711 jetzt zwei neue Düfte auf den Markt bringen, die die köstlichen Gerüche des Bonner Hauptbahnhofareals weltweit bekannt machen sollen. Die erste Duftkreation soll wohl das Flair des Bonner Lochs einfangen und vereint feine Noten von Urin, Kornbrand und Erbrochenem zu einem unvergesselichen Odeur. Die andere Variante soll den Moschusduftmarkt von hinten aufrollen und betört mit einem männlich-markanten Schweißgeruch, wie man ihn bislang nur in den Sommermonaten in der Mittagsglut in den unklimatisierten Bussen der Linie 609 von der Hardthöhe über Bonn Hbf nach Gielgen genießen durfte.
In dem Sinne:
Schöne Grüße aus Bonn!
Elias